Mittwoch, 28. Juli 2010

Marmor aus Bergkamen


Bergkamen – Auch wenn Bildhauer Max Müller in gleich zwei Ateliers/Werkstätten in Bergkamen jede Menge Platz und Marmor hat – sein neuestes Werk schafft er draußen vor der Tür. Mehr als zwei Tonnen wiegt der Marmor-block, den bis nächsten Mai eine von zwei Schwimmer- Figuren zieren soll.

„An jeder Figur werde ich zirka ein Jahr in Bergkamen arbeiten“, schätzt Müller. Erst hält er die Bilder, die er im Kopf hat, in Skizzen fest und fertigt ein Modell. Eine kleine „Notbremse“. Denn später am Marmor ist nichts mehr veränderbar. Der Entstehungsprozess läuft gleichzeitig ab.

Die Leidenschaft für das Thema Schwimmen hat der Barnitzer Künstler schon bei einer kleinen Schwimmer-Reihe mit Bronzefiguren 2008 entdeckt. Zudem hat es mit seiner Biografie als ehemaliger Leistungsschwimmer zu tun. Insofern ist er auch gefühlsmäßig mit der Form verbunden. Festhalten möchte er exakt den Moment, bevor der Wettkampf beginnt. Den Moment, in dem der Schwimmer auf dem Startblock steht. „Ich will versuchen, diese Spannung einzufangen, die in diesem Moment entsteht.“

Die beiden Blöcke aus Carrara-Marmor haben früher einmal die Lübecker Löwen vom Holstentor getragen, als die noch ihren Stammplatz am Klingenberg hatten. Fast wären sie auch wieder nach Bergkamen zurückgekehrt. Denn Müller war im ersten Wettbewerb zur Gestaltung des Kobergs dabei, hätte einen Entwurf aus Marmor zu Handel und Hanse umgesetzt. Nun gehen die Blöcke einen anderen Weg. Die Schwimmerfiguren würden sich vorzüglich für die neue Promenade am Reinfelder Herrenteich eignen, findet der Künstler. Doch durch die lange Arbeitszeit werden sie natürlich ihren Preis haben.

Aufgewachsen ist der gebürtige Bergkamener in Hamburg an der Alster. Die Großstadt mit ihrem kulturellen Angebot hat ihn geprägt. Sein Vater besuchte Marmor-Museen mit ihm, in der Schule war Pastor Christian Tümpel, der auch Kunsthistoriker war, sein Mentor. Seinem Kunstlehrer verdankt er die Bekanntschaft mit vielen Künstlern. „Ich bin schon früh mit sehr viel Kunst in Berührung gekommen“, sagt er. „Für mich war das total spannend.“ Und durch die Unterstützung Tümpels konnten auch die Eltern den ungewöhnlichen Berufswunsch akzeptieren.

Sein Weg führte ihn zunächst in Richtung Restaurator. Helbing wurde Steinmetz und studierte Kunstgeschichte – bis zur Magisterarbeit über sein Vorbild Auguste Rodin, von dem er Fotos in seinem Barnitzer Atelier aufgehängt hat. Helbing profitierte davon, dass er als studentische Hilfskraft eine Gipsabguss- Sammlung antiker Figuren aufarbeiten konnte. Er lernte am Original statt aus Büchern. Selbst Figuren aus dem Parthenon-Tempel der Akropolis in Athen und Reliefs des Pergamon-Altars waren darunter.

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